DIE GUTEN -
WAS IST DAS?



Was das ist: das ist der Garten des Kunstvereins (KV) im Sommer 1989. Soeben wurden die Guten gegründet. Mit Essen auf Beinen für 2,- hatten wir bald die 50,- zusammen, um uns als Verein eintragen zu lassen. Zunächst wollten wir nur unseren KV retten. Das klappte auch.


WÄHL DICH SELBST

Unser KV-Vorstand Kurt wurde zum Gegenkandidaten für OB Schönlein. Alle unsere Feinde erstarrten vor Angst und die Stadt Nürnberg wagte es nicht mehr,

die gegen den KV gewonnene Räumungsklage in die Tat umzusetzen. So hatten wir gewonnen und Kurt bekam stolze 1,3% der Wählerstimmen. Das war 1990. Kurt konnte gerade noch davon abgehalten werden, größenwahnsinnig zu werden. Er gründete schließlich eine Kommune im Osten.

POLITIK MACHT SPASS

Unsere Aktionen 1990: Brot und Spiele, Volkslauf, Versteigerung, Wahlkampfgrenze abfahren. Unsere Forderungen 1990: Lorenzkirche zu Jugendzentrum, Autos am Ring zusammenschweißen, Ampeln zu Discolichtern.

PROGRAMME ABER NICHT

Bis heute leben wir sehr gut ohne Programm. Wer genug gute Ideen hat und selber denken kann, muss sich nicht an einem Programm festhalten.

WÄHLEN ÜBEN ! PROBEWAHLEN 1993

Zur Halbzeit der Stadtratsperiode wurden 13 Wirtschaften zu Wahllokalen umfunktioniert. Wir erhielten stolze 48,7%.

Am 26.01.1993 befreiten wir Nürnberg von seinem lästigen Bratwurstimage. Gemeinsam mit vielen Ureinwohnern ließen wir 1000 Bratwürste steigen und so wurde Nürnberg zur

DEMOKRATIEHAUPTSTADT EUROPAS

Ein Kongress der Kleinst- und Partikelparteien unter dem Motto "1. Weltweiter Kongress der Utopienschmiede" trug das seine dazu bei.

ERSTE ÖFFENTLICHE LISTENPLATZVERSTEIGER- UNG SEIT ERFINDUNG DER DEMOKRATIE

Am 17.07.1995 versteigerten wir 57 Listenplätze für die Kommunalwahl 1996. Während die etablierten Parteien uns deshalb angifteten, kamen wir so zu Geld und neuen Leuten.


ALLE SIND KORRUPT - WIR SIND BILLIGER

Unter diesem Motto lief unser Wahlkampf 1996. Unsere Aktionen: Kneipenauftritte mit schräger Blasmusik, Präsentation des "Eibacher Modells", 1. Nürnberger Bittprozession mit Vorbeter, Ministranten und echten UNO-Wahlbeobachtern, der KPDRZ aus Berlin. Das Ergebnis der Kommunalwahl 1996 konnte sich sehen lassen:

UNSER ERSTER STADTRAT - ERNST, ABER NICHT HOFFNUNGSLOS


VIELE STADTRÄTE - WENIG MEINUNG

Stadträte sind unabhängig. Sie treffen ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen. Das gelobt jeder Stadtrat bei seiner Vereidigung. Die Realität sieht oft so aus: Bonbonessen, Zeitunglesen und den Finger heben, wenn der Fraktionsvorsitzende das Zeichen gibt. Der einzelne Stadtrat ist in seiner Fraktion meist nur Stimmvieh.

DAS FÖRDERT UNGEMEIN DAS DESINTERESSE

und macht es unmöglich, durch den Austausch von Argumenten Meinungen zu verändern. Unser erklärtes Ziel ist es jedoch, die politische Willensbildung des Volkes zu fördern. Deshalb legen wir Wert auf unabhängige Stadträte, die das Denken nicht aufhören und eigenverantwortlich handeln. Unser Guter Stadtrat tut das.

Und WAS TUT ER JETZT EIGENTLICH GENAU ?

Bonbonessen und Zeitunglesen tut unser Guter Stadtrat natürlich auch, allerdings in seiner kargen Freizeit.

IM STADTRAT STELLT ER ZUM BEISPIEL ERFOLGREICHE ANTRÄGE:

So blieben die M-Klassen der Nürnberger Hauptschulen über das Stadtgebiet verteilt, das Kinderhaus Kiste wurde nicht aus seinem Haus verjagt und durfte weitermachen, das Kinderhaus "Rädda Barnen" wurde nicht wie geplant abgerissen, das Milchhäuschen am Luitpoldhain wurde gerettet, am Marienberg wurde ein Baumbotanischer Park angelegt und das Bayern 07 Bad wurde saniert.

ODER ER SCHEITERT MIT WIRKLICH GUTEN ANTRÄGEN

an der Mehrheit der Bonbonesser: So wurde nichts daraus, statt der sauteuren U-Bahn mehrere billigere und praktischere Stadtbahnen zu bauen, die Straßenbahn vom Stadion zur Messe zu verlängern und für eine bessere Anbindung der Altstadt die Buslinien 43/44 und 46/47 zu verknüpfen. Trotz seines Einsatzes wurde der Campingplatz am Stadionbad nach 26 Jahren den privaten Pächtern weggenommen und an eine Firma übergeben, der Aktivspielplatz Siegfriedstraße wurde halbiert und der Komm e. V. wurde gekündigt. Auch 39 detaillierte Änderungsanträge zum Entwurf des Flächennutzungsplanes -gegen Zersiedelung und planlosen Flächenverbrauch, für nachhaltige und ökologische Stadtentwicklung- werden wohl keine Chance haben.

Auch der Begriff Haushalts"beratungen" ist reine Augenwischerei - alles vorher abgekartelt. Die jährlichen Anträge des GUTEN Stadtrats auf mehr Unterstützung für soziale Projekte, freie Kultur und Grün in der Stadt werden regelmäßig abgelehnt. Da schluckt der selbstdenkende Stadtrat, lässt sich aber nicht entmutigen. Denn manchmal hat er

GUTE IDEEN,

die auch von den Bonbonessern für solche gehalten werden; allerdings oft erst dann, wenn sie glauben es wären ihre eigenen. So hat Stephan Grosse-Grollmann das Nachtbuskonzept entwickelt und erfolgreich durchgesetzt und als erster die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes gefordert.

AUSSCHUSS-DEMOKRATIE UNTER AUSSCHLUSS DER BEVÖLKERUNG

Die Fachausschüsse des Stadtrates machen Politik. Hier werden oft die Entscheidungen getroffen - der Stadtrat segnet sie nur noch ab. Aber Sachverstand ist nicht gefragt: die Ausschüsse sind nicht nach Fachkompetenz sondern nach Parteien-Proporz besetzt und auch hier herrscht Stimmvieh-Mentalität. Deshalb hat unser GUTER Stadtrat zwar erwiesenermaßen Fachkompetenz in Kultur- und Verkehrsfragen, darf aber - wie jeder andere mündige Bürger - im Ausschuss weder mitreden noch mitabstimmen.

DER POLITISCHE FRÜHSCHOPPEN

Seit Januar 1997 veranstalten wir einmal im Monat am Sonntagmorgen um 11 Uhr an unterschiedlichen Orten den Politischen Frühschoppen. Er dient in erster Linie der offenen Diskussion einzelner kommunalpolitischer Themen, häufig mit Fachleuten als geladenen Gästen. Unter anderem waren Gast die Referenten für Kultur, Soziales, Recht, Wirtschaft, Umwelt, Bau und Finanzen, die Frauenbeauftragte, der Ausländerbeirat, der Fahrradbeauftragte und unser aller Oberbürgermeister. Andere Frühschoppen hatten Themen wie die Situation der freien Theater in der Stadt, den Ausbau des Frankenschnellweges, die Entwicklung des Nahverkehrs oder den Stand der Dinge in Sachen Subkultur.

Die real existierende Kommunalpolitik in unserer Stadt weist zwar mitunter Züge von Realsatire auf, manchmal möchte man aber nur noch weinen. Drum machen wir, wenn wir allzu traurig und betroffen sind, lieber lustige Sachen wie den politischen Aschermittwoch mit Stadtrats-Kabaret oder "Scheiße reden" anlässlich der letzten Bundestagswahl, machen eigene 1. Mai-Umzüge und basteln peinliche Busmodelle. Denn wir meinen:

POLITIK KANN SATIRE NICHT VÖLLIG ERSETZEN


KOMMUNALWAHL 2002 - WIE GEHTS WEITER MIT DIE GUTEN?

Macht, Erfolg, Geld - all diese Dinge hätten wir auch gern. Bis das aber endlich klappt, haben wir wahrscheinlich noch genug Zeit, dem politischen Filz im Nürnberger Rathaus - welcher Couleur auch immer - auf die Nerven zu gehen, an unsinnigen politischen Entscheidungen wie dem Ausbau des Frankenschnellweges oder der Ostspange herumzunörgeln, uns an morsche Pappeln zu ketten oder einfach mal ein Lied zu singen.

PROGRAMME MACHEN IMMER NOCH KEINEN SPASS


Unsere Zielgruppe sind nach wie vor die Randgruppen und Minderheiten in dieser Stadt, zum Beispiel radfahrende BWL-Studenten, sozial engagierte Fußgänger, alleinerziehende Senioren, theaterspielende Putzfrauen, alle Arten von durstigen subkulturellen Elementen, Kinder jeden Alters, arbeitslose Naturschützer, Freigeister, Lebenskünstler, Idealisten, gutgelaunte Realpolitiker und abhängig Erwerbstätige.

UNSER ZIEL BLEIBT DIE POLITISCHE WILLENSBILDUNG DES VOLKES

Wir streben bei der nächsten Wahl die absolute Mehrheit an - 70 selbst denkende Stadträt/Innen ohne Fraktionszwang und einen wirklich GUTEN Oberbürgermeister.